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Japanische Atom-Unfälle strahlen auf Wahlkampf ab – Mappus unter Druck

Montag, 14. März 2011
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Guten Tag!

Rhein-Neckar/Stuttgart, 14. März 2011. Die Reaktor-Unfälle infolge des Erdbebens und des Tsunamis in Japan haben eventuell direkte “Folgen für Baden-Württemberg”. Ministerpräsident Stefan Mappus und die Regierungskoalition von CDU und FDP kommen unter enormen Rechtfertigungsdruck. In den Umfragen liegen Bündnis90/Die Grünen und SPD leicht vorne – dieser Abstand könnte sich vergrößern.

Von Hardy Prothmann

Zwei Wochen vor der Landtagswahl passiert der Gau – in Japan. Aber aus Sicht der Landesregierung auch in Baden-Württemberg.

Ist definitiv "für" die Atomenergie. Ministerpräsident Stefan Mappus, der die Grünen gerne als "Dagegen"-Partei bezeichnet. Das richtet sich nun gegen ihn selbst.

Nachdem übers Wochenende immer klarer wurde, dass Japan vor einer nuklearen Katastrophe ungeahnten Ausmaßes steht, wird der Druck auf Ministerpräsident Stefan Mappus enorm steigen. Er hat nie einen Zweifel daran gelassen, wie er zur Atompolitik steht: Er ist sozusagen der Vertreter der Atompolitik und keinesfalls des Ausstiegs.

Die größte anzunehmende Unfall geschieht weit weg. Stefan Mappus bietet “jegliche erdenklich Hilfe” an – vielleicht ohne realisiert zu haben, dass er die zur Zeit selbst auch dringend benötigt. Bundeskanzlerin Angela Merkel wird dafür kaum zur Verfügung stehen – sie hat dasselbe Problem.

Er kann Flötentöne suchen wie er will und in der ARD sagen: “Ich bin gerne bereit den nationalen Dialog zu führen, wie man das erreichen kann.” “Das” ist der Atomausstieg – “man” ist er selbst.

Mappus – der Atommann vor dem Gau.

Der Bundestag hat am 28. Oktober 2010 mit schwarz-gelber Mehrheit für eine Laufzeitverlängerung entschieden. Die Betriebszeiten der vor 1980 in Betrieb gegangenen sieben Anlagen wurden um acht Jahre verlängert und die der zehn übrigen Atomkraftwerke um vierzehn Jahre. Einer der vehementesten Vertreter: Stefan Mappus.

Nachdem er mit Ach und viel Krach gerade sein Führungsdesaster in Sachen Stuttgart21 hinter sich gebracht hat, bleibt ihm kaum Zeit die Katastrophe in Japan für sich selbst in den Griff zu bekommen.

Der Gau ist da, eventuell folgt der Super-Gau in Fukushima. Schon jetzt steht fest, dass große Gebiete um die havarierten Atommeiler in Japan unbewohnbar sein werden.

Die Bilder aus Japan werden den Wahlkampf und Mappus beherrschen.

In den kommenden Tagen werden Bilder veröffentlicht werden: Von vielen, von sehr vielen Opfern. Und es werden Zahlen über verstrahlte Menschen veröffentlicht werden. Und es werden Daten über die nukleare Wolke folgen.

Bilder und immer detaillierte Informationen werden die Aufmerksamkeit der Menschen beherrschen.

Und die Atomgegner müssen nicht mehr viel machen. Sie müssen nicht argumentieren. Sie müssen nur sagen, wie schrecklich das alles ist. Und dass sie fassungslos sind. Und das wird das sein, was jeder vernünftige Mensch mit Herz auch denkt.

Mappus war immer der “Dagegen”-Vertreter. Gegen den schnellen Atomausstieg.

Und Stefan Mappus verliert seinen deftigsten Wahlspruch – die Grünen als die “Dagegen-Partei” zu bezeichnen.

Denn wer nicht gegen das fürchterliche Schicksal ist, das hunderttausende Japaner, vielleicht sogar Millionen erleben müssen, der ist “dafür”, was sich dort gerade abspielt: Eine der größten Katastrophen der Neuzeit.

Ausgelöst durch eine unglaubliche Naturgewalt und fortgeführt durch eine Technologie, die man nicht mehr unter Kontrolle hat.

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9 Kommentare zu Japanische Atom-Unfälle strahlen auf Wahlkampf ab – Mappus unter Druck

  1. Peter Kröffges on Montag, 14. März 2011 at 14:10

    Hallo,

    die Ignoranz der schwarz-gelben Politiker (Bund/Land) macht mich sehr wütend und die Aussage “unsere AKW sind nach derzeitigem Stand sicher” ist eine bodenlose Unverschämtheit und Respektlosigkeit, auch den aktuellen Opfern in Japan gegenüber.

    Herr Mappus und all die Schwätzer in der derzeitigen Regierung, Sie haben keine Ahnung was ein Erdbeben wirklich bedeutet und wissen nicht, worüber Sie öffentlich reden wie schon so oft in der Vergangenheit !!!!!

    Ich habe leider am 13.04.1992, nur ca. 300 km Luftlinie von Heddesheim entfernt (vergleichbar mit der Entfernung Tokio / Fukushima),im Rheinland ein Erdbeben Stärke 5,9 “live” miterleben müssen.Das Epizentrum lag in den benachbarten Niederlanden, ich befand mich in Eschweiler ca. 50 km entfernt.

    http://de.wikipedia.org/wiki/Erdbeben_von_Roermond_1992

    Die Energien die dort freigesetzt wurden sind nur ein Hauch im Vergleich zu den Ereignissen in Japan, “nach heutigem Stand” nicht planbar und schon garnicht kalkulierbar. Mir und den Menschen in meinem Umfeld hatte diese Erfahrung von 5,9 mehr als gereicht. Möchte mir die Stärke 8 oder 9 + x erst garnicht vorstellen.

    Um zu wissen wie gefährlich Erdbeben sind, braucht es kein Hochschulstudium oder Hinweise von “Fachleuten”, sondern nur eine einmalige leibhaftige Erfahrung.

    Was muß den auf dieser Welt noch passieren, damit unsere Helden der Politik endgültig kappieren, dass diese Technologie nicht beherrschbar ist und auch niemals sein wird.

    Es gibt nur eine Entscheidung:
    Abschalten jetzt, solange noch Zeit ist! Und das hat mit Panikmache wirklich nichts zu tun.

    Nur als Hinweis, Heddesheim liegt im Radius (Luftlinie) einer möglichen Evakuierung, wenn in einem benachbarten AKW etwas passieren würde. Da kommt es nicht auf die Windrichtung an und macht sehr deutlich, was im Leben wirklich wichtig sein kann.

    Mensch wach endlich auf und handle !

    Gruß
    P.Kröffges

  2. rheinneckarblog on Montag, 14. März 2011 at 16:23
  3. rheinneckarblog on Montag, 14. März 2011 at 16:23

    Guten Tag!

    http://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/0,1518,750752,00.html

    Einen schönen Tag wünscht
    Das rheinneckarblog

  4. Horst Berger on Montag, 14. März 2011 at 21:26

    Manchmal erkennt sogar Angela Merkel, dass man nicht jedes Problem aussitzen kann. In den nächsten zwei Wochen werden drei Landtage neu gewählt und durch die schweren Unfälle in mehreren japanischen Kernkraftwerken ist plötzlich das Thema Atomausstieg wieder da.

    Am Wochenende waren die deutschen Kernkraftwerke in den Verlautbarungen der Union noch die „sichersten der Welt“. Heute will die Union die Sicherheit noch einmal überprüfen und hat sogar den Ausstieg vom Ausstieg während der heißen Wahlkampfphase pausiert. Da stellt sich die Frage, ob der Wähler wirklich so dumm ist und diese offenkundige Farce nicht erkennt.

    In Deutschland war der „Strich-Achter-Mercedes“ zu Zeiten des Baubeginns von 14 der 17 deutschen AKWs aktueller Stand der Technik. Heute ist er ein Oldtimer und niemand käme auf die Idee, ihn mit Airbags nachzurüsten und zu behaupten, er sei der sicherste Wagen der Welt. Strukturelle Designschwächen lassen sich nun einmal nicht nachrüsten.

    Die Rolle des brutalstmöglichen Aufklärers haben am heutigen Tag auch die baden-württembergischen Atomfans Mappus und Gönner eingenommen. Stefan Mappus forderte unlängst noch eine Laufzeitverlängerung um 15 Jahre, Tanja Gönner muss sich bald vor Gericht verantworten, da sie nach Ansicht von Greenpeace systematisch sicherheitsrelevante Akten über das Kraftwerk Philippsburg zurückhielt.

    Mappus will nun eine „Expertenkommission“ einberufen, die bisher „nicht bekannte Fehlerquellen“ offenlegen soll. Was diese „Experten“ herausfinden werden, interessiert Herrn Mappus nach den Wahlen ohnehin nicht mehr.

    Die Atompolitik von Schwarz-Gelb lässt sich unter dem Schlagwort „Täuschen, Tarnen, Tricksen“ zusammenfassen. Es gibt kein Anzeichen, warum sich dies durch die schweren Unfälle in Japan geändert haben soll. Ob der Wähler dieses Täuschungsmanöver durchschaut und „honoriert“, wird sich an den Urnen zeigen.

  5. Ist Atomstrom verzichtbar? | TechBanger.de on Dienstag, 15. März 2011 at 10:44

    [...] es, für mehr Sicherheit in Deutschland zu sorgen. Dass diese Entscheidung im Hinblick auf mehrere bevorstehende Landtagswahlen getroffen wurde, gilt als nicht unwahrscheinlich. Wie nun zu lesen ist, spricht sich ein großer [...]

  6. Schluss damit on Freitag, 25. März 2011 at 15:44

    Hallo!

    Was man von Herrn Mappus halten sollte, haben die Nachdenkseiten sehr gut aufgeschrieben:
    http://www.nachdenkseiten.de/?p=8809

    Viel Spaß damit!!!

  7. jawiejetzt? on Freitag, 25. März 2011 at 16:36

    Guten Tag,

    In einem irren die nachdenkenseiten allerdings.

    Wie verschiedene Zeitungen und Medien melden haben die Grünen eine Koalition mit der CDU ausgeschlossen.

    http://www.rp-online.de/politik/deutschland/SPD-Koalition-mit-CDU-nur-Notloesung_aid_979880.html

    Das würde auch niemand verstehen und die Wähler würden denen das wohl nicht verzeihen. Schon gar nicht, wenn Mappus solche Sprüche losläßt.

    “Philippsburg I möglicherweise wieder ans Netz

    Der CDU-Poltiker räumte ein, dass für das vorläufig abgeschaltete Kernkraftwerk Philippsburg I Chancen bestünden, nach dem dreimonatigen Moratorium wieder ans Netz zu gehen. Er schätze Philippsburg 1 als rentabler ein als Neckarwestheim 1.”
    Paßt aber zu ihm, nichts gelernt. Da ist die Gefahr, daß die Notlösung das ist was die SPD wirklich will schon viel größer. Mit der CDU brauchten sich Schmid und Co nicht gegen Stuttgart 21 zu stellen – wa sie auch gar nicht wollen.

    Nee, nee Freunde, da hilft nur Grün wählen wenn man eine Veränderung im Ländle will.

    Einen schöen Tag noch.

  8. Verkohlt on Freitag, 25. März 2011 at 20:36

    Als wenn man den jetzt auch noch gebraucht hätte.

    Ist das Alterssturheit?
    „In Deutschland hat sich dadurch (durch den GAU) erst einmal und unmittelbar gar nichts verändert. Die Kernenergienutzung in Deutschland ist durch das Unglück in Japan nicht gefährlicher geworden, als sie es vorher gewesen ist“, schrieb Kohl.”

    http://www.abendblatt.de/politik/article1831966/Altkanzler-Kohl-warnt-vor-Rolle-rueckwaerts-in-der-Atompolitik.html

  9. Erstgrünwähler on Freitag, 25. März 2011 at 22:28

    Für wie blöd halten die uns eigentlich?

    Fragt der Spiegel:
    http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,753112,00.html

    Übrigens danke an das weinheimblog! Ihr seid keine Wahlalternative, dafür aber eine echte Medienalternative.

    Die WNOZ braucht kein Mensch.

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