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Dienstag, 03. September 2013

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Prozess gegen Einbrecherbande aus Weinheim und Hemsbach

“Da gibt’s was zu holen”

Gelcih zweimal brach die Bande in das selbe Haus ein und stahlen Schmuck, Münzen und auch eine Waffe. Heute wurde der Prozess fortgesetzt,

Gleich zweimal brach die Bande in das selbe Haus in Weinheim ein. Die Täter stahlen Schmuck, Münzen und auch eine Waffe. Heute wurde der Prozess fortgesetzt,

 

Mannheim/Weinheim/Hemsbach/Viernheim, 19. Juli 2013. (red/ld) Am Landgericht Mannheim wurde heute der Prozess gegen eine mutmaßliche Einbrecherbande fortgeführt, die zwischen April und November 2012 mehrfach in Weinheim und Hemsbach eingebrochen waren – vor allem in Firmen. Dabei ging es immer darum, Geld zu beschaffen, um Drogen zu kaufen (wir berichteten). Heute ging die Vernehmung der Angeklagten weiter.

Von Lydia Dartsch

Unter anderem sagte heute der Angeklagte Ali G. aus. Bis Juni 2012 hatte er eine fünfmonatige Haftstrafe verbüßt. Erst danach sei er zu der Bande gekommen. Nach der Entlassung aus der Haft habe er bei einer Freundin gewohnt, danach ein Zimmer bei der Caritas gehabt. Er war arbeitslos, mittellos und zu seinen Eltern zu gehen, hatte er sich nicht getraut.

Die hätten mich bestimmt bei sich aufgenommen,

sagte er Richterin Bettina Krenz. Die befragte den 1983 geborenen Angeklagten, welche Rolle er bei dem Einbruch bei den Eltern seiner damaligen Freundin gespielt habe. Der Angeklagte Sebastian B. hatte ihn zuvor belastet und ausgesagt, Ali G. sei dabei gewesen und habe den Einbruch vorgeschlagen.

Spannungsverhältnis: Türke und Griechin

Das sei frei erfunden, sagte G. Er habe nichts davon gewusst und sei über die zerwühlte Wohnung sehr überrascht gewesen, die er und seine Freundin nach einem Spaziergang aufgefunden hatten.

Richterin Krenz fragte nach einem Motiv für den Einbruch. Das habe er nicht gehabt. Zwar habe er immer das Gefühl gehabt, dass die Mutter seiner Freundin als Griechin etwas gegen die Verbindung ihrer Tochter mit einem Türken habe, jedoch habe sich das Verhältnis über die Jahre, die die Beziehung gedauert hat, entspannt. Man sei gemeinsam Essen gewesen und habe sich an Geburtstagen Geschenke gemacht.

Nach der Haftentlassung sei er clean gewesen. Erst als im September seine Mutter schwer krank wurde, habe er wieder Marihuana geraucht. Mit Sebastian B. habe er kaum Kontakt gehabt. Dieser habe sich auf “Hallo” und “Tschüss” beschränkt. Später wurden sie Komplizen.

Beute in Bettlaken transportiert

Die Idee zu einem Einbruch in ein Weinheimer Haus hatte Ali G. und weihte Sebastian B. ein. Warum? Wollte Richterin Krenz wissen.

Das Haus sah so aus, als gäbe da drinnen etwas zu holen,

sagte Ali G. aus. Was genau es zu holen gab, wollte die Richterin wissen. Er sagte, das wisse er nicht.

Gemeinsam seien er, Sebastian B. und ein dritter Mitangeklagter  in das Haus eingestiegen. Die Tür stand offen. Taschen hätten sie keine dabei gehabt, um das Diebesgut zu transportieren. Deswegen packten sie es in Bettlaken: Schmuck, Münzen, Wertgegenstände und eine Pistole.

Niemand rechnet mit zweitem Einbruch ins selbe Haus

Diese habe Sebastian B. besonders gut gefallen. Er habe damit einem Bekannten von sich ins Fenster schießen wollen, um ihn zu erschrecken. Das habe Ali G. verhindern wollen und ihm deshalb die Pistole abgenommen. Er habe Sebastian B. vor Schlimmerem bewahren wollen. Er habe die Waffe anschließend auseinandergenommen, um sie unschädlich zu machen.

Warum er sie nicht entsorgt oder verkauft habe, wie alle anderen Dinge auch, wollte die Richterin wissen.

Wo hätte ich sie verkaufen oder entsorgen sollen? Ich kann doch nicht draußen mit einer Waffe herumlaufen. Wenn ich von der Polizei kontrolliert werde …

sagte er. Einige Zeit später seien sie erneut in dasselbe Haus eingebrochen. Wieder brauchten die jungen Männer Geld für Drogen. Niemand rechne damit, habe Sebastian B. damals gesagt. Richterin Krenz bestätigte, dass das wirklich sehr “dreist” sei und von krimineller Energie zeuge.

Beute in Frankfurt zu Geld gemacht

Beim zweiten Einbruch hätten sie wieder keine Taschen dabei gehabt und für den Transport des Diebesguts einen Rollstuhl gestohlen, der der Hausbesitzerin gehört hatte – diese war bei beiden Einbrüchen aber nicht im Haus. Ein Bekannter holte die Männer anschließend ein Stück vom Tatort entfernt ab. Von der Tat hätter der aber nichts gewusst, sagte Ali G.

Am nächsten Morgen hätten er und Sebsatian B. sich bereits früh auf den Weg nach Frankfurt gemacht. Um 08:00 Uhr seien sie angekommen. Dort wollten sie ihr Diebesgut vom Vorabend – hauptsächlich Münzen – verkaufen. Sie nahmen ein Taxi. Für 100 Euro. Richterin Krenz wollte wissen, ob es nicht günstiger gewesen wäre, mit der S-Bahn zu fahren. Sie hätten doch Geld gebraucht. Ali G. sagte:

Ich hatte zu dem Zeitpunkt einen großen Bart, wie ein Terrorist. Wie hätte ich da mit einer Sporttasche voller Münzen unentdeckt durch den Bahnhof kommen sollen?

Die Antwort soll auf Vorsicht schließen lassen. Richterin Krenz mutmaßte, dass es vielleicht auch bequemer gewesen sei, mit dem Taxi zu fahren.

4.000 Euro habe der Verkauf der Beute erbracht, sagte Ali G. Das Geld hätten sie aufgeteilt: 1.000 Euro für jeden von ihnen. Sebastian B. habe sich davon “Klamotten” gekauft. Er selbst habe keine passenden gefunden. Den Rest des Geldes wollten sie für Drogen ausgeben. Ihren Dealer erreichten sie jedoch nicht. Richterin Krenz fragte, ob sie auch noch in den “Puff” hätten gehen wollen. Ali G. sagte:

Gut wär’s gewesen, aber darauf sind wir nicht gekommen.

Der Prozess wird am Montag, 22. Juli, fortgesetzt.

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